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1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 45

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 45 — Wegs erkältet und kam krank in Eisleben an. Doch erholte er sich soweit wieder, daß er viermal in der Stadt predigen und einen Vergleich der Grafen zu stände bringen konnte. Bald aber verschlimmerte sich sein Zustand wieder. Besonders klagte er über Schmerzen in der Brust. Betend ging er in der Stube umher. Dann legte er sich aufs Bett und schlummerte eine Stunde recht sanft. Als er erwachte, betete er: „In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, dn treuer Gott!" Wiederholt reichte man ihm Arzenei. Er aber sprach gefaßt: „Ich fahre dahin, meinen Geist werde ich ausgeben." Als ihn Dr. Jonas fragte: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr anf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt, beständig sterben?" antwortete er laut und deutlich: „Ja!" Bald daraus ent- schlief er sauft und friedlich. Das geschah am 18. Februar des Morgens zwischen 2 und 3 Uhr. 2. Sein Begräbnis. Aus Befehl des Kurfürsten wnrde die Leiche nach Wittenberg gebracht. In allen Dörfern, wohin der Leichenzug kam, läutete man die Glocken, und weinend strömte das Volk von allen Seiten herbei. In Wittenberg wurde die Leiche in feierlichem Znge eingeholt. Voran ritten 55 Reiter. Dem Leichenwagen folgten Luthers Witwe mit ihren Kindern, viele Professoren, Bürger, Studenten n. a. Unter lautem Weinen der Leidtragenden wurde die Leiche in einem Gewölbe der Schloßkirche beigesetzt. Dr. Bugenhagen, der ihm die Leichenpredigt hielt, konnte oft vor Wehmut und Weinen nicht weiter sprechen. Eine Metallplatte verschloß die Gruft. Sie erhielt die Inschrift: „Hier ruht der Leichnam Martin Luthers, Doktors der heiligen Gottesgelahrtheit, der den 18. Februar 1546 in seiner Vaterstadt Eisleben in dem Alter von 62 Jahren, 3 Monaten und 10 Tagen gestorben ist." (Nach Bischoff.) 20. Der Dreißigjährige Krieg. 1(518—1648. a. Anfang. Wie Hissy das Land verwüstete. 1. Beranlassnng. Seit der Reformation durch Luther gab es in Deutschland zwei Religionsparteien: Katholiken und Protestanten. Beide standen sich feindlich gegenüber. 1618 kam es zwischen ihnen in Böhmen zum Kriege. An der Spitze der Katholiken stand der Kaiser. Er hatte mit den katholischen Fürsten ein Bündnis geschlossen. Der Führer des katholischen Heeres war Tilly, der Feldherr des Kurfürsten von Bayern. Am weißen Berge bei Prag kam es zur Schlacht. Tilly siegte und setzte dann den Krieg gegen die Protestanten Deutschlands fort. 2. Wie Tilly das Land verwüstete. Immer weiter rückte Tilly nach dem Norden Deutschlands vor. Seine Scharen hausten schrecklich. Städte und Dörfer wurden rein ausgeplündert, Tische, Stühle und aller Hausrat vernichtet. Den Fässern mit Bier, Wein oder Met wurde der Boden ausgeschlagen. Was an Lebensmitteln nicht verzehrt werden konnte, trat man in den Kot. Die Kirchen wurden ihrer Gold- und Silbergesäße beraubt, die Orgeln und Kirchenstühle zerhauen. Oft wurden die Leute auf dem Felde bei ihrer Arbeit niedergestochen, und zuweilen mußten sie aus Furcht vor den Söldnern das Korn im r^elde stehen lassen. Durch allerlei Marter zwang man die Bewohner zu sagen, wo sie das Geld vergraben hätten. Bei Lutter am Barenberge traf Tilly mit dem Dänenkönige Christian zusammen. Der war Protestant und kämpfte

2. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 46

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 46 — für die Sache seiner deutschen Glaubensgenossen. Aber er erlitt hier eine furchtbare Niederlage und mußte fliehen. (1626.) Nicht weit von Lutter findet man noch heute die Überreste der Dänenschanze, auf der die Kanonen gestanden haben sollen. Tilly. b. Waüenstein. 1. Seine Person. Neben Tilly trat bald noch ein anderer Feldherr auf katholischer Seite hervor. Er hieß Wallenstein und war ein sehr reicher Wallenstem. böhmischer Edelmann. Schon im Knabenalter zeigte er eine unbändige Wildheit. Als Page bei einem Markgrafen im Dienste, saß er einmal hoch in einem

3. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 49

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 49 — Gustav Adolfs Tod. 4. Gustav Adolfs Tod. Nach diesem letzten Siege war Gustav Adolf Herr von ganz Deutschland. In seiner Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein und bat ihn, ein neues Heer zu werben. Wallenstein sagte zu, und in kurzer Zeit rückte er mit einem Heere gegen Gustav Adolf heran. Bei Lützen, nicht weit von Leipzig, kam es 1632 zum Kampfe. Sobald der Morgen graute, befahl Gustav Adolf seinem Feldprediger, Gottesdienst zu halten. Die Trompeter bliesen Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 4

4. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 50

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 50 — die Melodien: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und „Verzage nicht, du Häuflein klein." Das ganze Heer fang andächtig mit. Hierauf bestieg der König sein Roß, stellte sich an die Spitze des Heeres und rief: „Nun wollen wir dran. Das walt' der liebe Gott. Jesu, Jesu, hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr'!" Dann zog er den Degen und rückte gegen den Feind. Der Sieg neigte sich bald auf die Seite der Schweden. In der Hitze des Gefechts aber geriet Gustav Adolf, da er kurzsichtig war, zu nahe an den Feind und bekam einen Schuß durch den linken Arm. Als er sich dann aus dem Gefechte bringen fassen wollte, erkannte ihn ein feindlicher Oberst und fchoß ihm mit den Worten: „Dich habe ich lange gesucht" eine Kugel durch den Leib. Furchtbar erbittert über den Verlust ihres geliebten Königs, drangen die Schweden von neuem auf den Feind ein und errangen auch endlich den Sieg. An der Stelle, wo der König gefallen war, lag ein mächtiger Granitblock, der später den Namen „Sch weden st ein" erhielt. d. Waffenlteins Ermordung. Nach dem Tode Tillys hatte der Kaiser wiederum Wallenstein zum Heerführer berufen. Aber feine Feinde schwärzten ihn unaufhörlich beim Kaiser an. Sie glaubten, er wolle sich zum Könige von Böhmen machen. Da ächtete ihn der Kaiser, und Wallenstein, der nun förmlich abfiel und mit den Schweden, jedoch vergeblich, unterhandelte, eilte mit fünf Regimentern nach Eg er, um hier Schutz zu suchen. Aber drei Obersten aus der Besatzung stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden Wallensteins Freunde abends bei einem Mahle niedergemacht. Noch in derselben Nacht wurde der Hauptschlag vollführt. Walleusteiu, der im Hause des Bürgermeisters wohnte, war früh zu Bett gegaugeu, nachdem er sich vorher noch lange mit Seni unterhalten hatte. Es war 11 Uhr. Der Sturm heulte. Die Fenster klirrten. Da stürmte einer der Hanptansührer mit seinen Dragonern die Treppe hinanf. Ein Kammerdiener wurde im Vorzimmer niedergehauen, ein anderer entsprang mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Durch diesen Lärm erwachte Wallenstein und fuhr aus dem Bette auf. In demselben Augenblicke wurde die Tür seines Schlafgemaches gesprengt. Wallenstein stand wehrlos und nnange-kleidet am Fenster. „Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte reißen will?" brüllte einer der Mörder ihn an, „du mußt sterben." Wallenstein bewegte bloß die Lippen, hob die Augen gen Himmel und erhielt mit einer Hellebarde deu Todesstoß. e. Wun danket affe Hott. 1648 kam endlich der langersehnte Friede zustande. Er wurde zu Osnabrück und Münster geschlossen. Am Ende des langen Krieges dichtete Martin Rinkart das schöne Lied: „Nun danket alle Gott." Er war Prediger in Eilenburg (Provinz Sachsen) und durchlebte mit seiner Gemeinde alle Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Die Pest, die dazumal die deutschen Lande durchzog, wütete auch in Eilenburg. Täglich starben 40—50 Personen, im ganzen Pestjahre an 8000. Dreimal täglich folgte Rinkart den Leichen zu Grabe; und jedesmal wurden 10—12 Leichen zur letzten Ruhe gebettet. So hat er in seinem Leben 4480 Leichen zu Grabe geleitet. Er blieb aber dabei so gesund, daß ihm auch nicht ein Finger weh tat. Auf die Pest folgte eine so furchtbare Hungersnot, daß viele den Hungertod starben. Man sah öfters 20—30 Personen einem Hunde oder einer Katze nach-

5. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 48

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 48 — während er selbst stets ernst und finster blieb. Gewöhnlich trug er ein Reiterkoller von Elenshant, eine rote Leibbinde und einen Scharlachmantel, auf dem Kopfe einen hochanfgestntzten Hut mit einer herabwallenden, blutroten Straußfeder und an den Füßen große Stulpstiefel. Mit geheimem Grausen blickten die Wachen auf, wenn der finstere, hagere Mann so in nächtlicher Stille einsam über den Schloßhof daherwandelte, um seine Sterne zu befragen. Sie hielten ihn für unverwundbar und glaubten, er stände mit dem Teufel im Bunde. „Denn das weiß ja die ganze Welt, daß der Friedländer einen Teufel aus der Hölle im Solde hält." c. Gustav Adolf. Zerstörung Magdeburgs, tzillys tzod. Lühen. 1. Wie Gustav Adolf den Evangelischen zu Hilfe kommt. Nachdem der 30 jährige Krieg etwa 10 Jahre in Deutschland gewütet hatte, war der Kaiser Herr von fast ganz Deutschland geworden. Er gab nun Befehl, daß alle katholischen Fürsten ihre protestantischen Untertanen mit Gewalt zum katholischen Glauben zurückführen sollten. Tie Not der Protestanten war groß; aber auch der Retter war nahe. Es war Gustav Adolf, König von Schweden. Als er von der Not der Evangelischen in Deutschland hörte, beschloß er, ihnen Hilfe zu bringen. Mit nur 15 000 Fnßsoldaten und 3000 Reitern landete er in Pommern. Er selbst war der erste, der in Usedom ans Land stieg. Hier warf er sich im Angesichte seines Heeres auf die Knie nieder und betete. Als er sah, daß sich die Augen seiner Offiziere und Soldaten mit Tränen füllten, sprach er: „Weinet nicht, sondern betet! Je mehr Betens, desto mehr Sieg. Fleißig gebetet, ist halb gefochten." Zuerst Vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Da hörte er, daß Magdeburg von Tilly belagert werde. Sofort beschloß er, der Stadt zu helfen. Aber er kam zu spät. Tilly hatte bereits Magdeburg zerstört. 2. Zerstörung Magdeburgs. Wie Stralsund, so hielt es auch die Stadt Magdeburg mit den Evangelischen. Deshalb rückte Tilly heran, nm sie zu erobern. Schon mehrere Wochen hatte er die Stadt belagert. Am 9. Mai hielt er mit der Kanonade plötzlich inne und ließ seine Geschütze abfahren. Die Magdeburger glaubten, er fliehe vor den anrückenden Schweden, und atmeten, froh auf. Allein es war eine Kriegslist. Tilly rüstete zum Sturme. Am frühen Morgen erschienen feine Truppen wieder, und um 7 Uhr begann der Sturm. Die Bürger hatten sich erst kurz vorher zur Ruhe begeben. Da stieß der Turmwächter ins Lärmhorn, und die Sturmglocken läuteten. Aber in wenig Stunden waren die Feinde Herren der Stadt, und nun häuften sich Greuel aus Greuel. In einer Kirche hieben die Kroaten 53 Personen (meist Frauen) die Köpfe ab. Säuglinge wurden mit langen Spießen durchstochen und dann ins Feuer geworfen. Alle Gassen waren mit Leichen bedeckt. Herzzerreißendes Geschrei, Winseln und Röcheln erfüllte die Luft. Bald entstand auch an mehreren Stellen Feuer. Manche vermuten, daß die Bürger Magdeburgs es selbst angelegt habest, da sie lieber untergehen als in die Hände des Feindes fallen wollten. Am Abend lag die ganze herrliche Stadt bis auf die Domkirche und einige Fischerhlitten in Asche. 3. Tillys Tod. Doch konnte sich Tilly seines Sieges nicht lange freuen. Denn Gustav Adolf folgte ihm und schlug ihn auf Leipzigs weiter Ebene bei Breitenfeld vollständig. In kurzer Zeit war ganz Norddeutschland vom Feinde befreit. Alle protestantischen Fürsten schlossen sich jetzt an Gustav Adolf an. Am Lech besiegte er Tilly noch einmal. Tilly wurde von einer Kanonenkugel verwundet und starb bald darauf.

6. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 57

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 57 — Schnell entschlossen, warf er sein Bündel mit dem Handwerkszeugs in die Fluten und ließ sich als Reiter anwerben. Als solcher hat er während des Dreißigjährigen Krieges verschiedenen Herren gedient. Nach Beendigung des Krieges trat er als General-Wachtmeister in den Dienst des Kurfürsten. Als er einst beim Kurfürsten an der Tafel saß, fragte diesen ein französischer Gesandter: „Ist es wahr, daß Ew. Hoheit einen General in Diensten haben, der ein Schneider gewesen ist?" Sogleich sprang der alte Derfflinger auf, schlug auf seinen Degen und rief: „Hier ist der Mann, von dem das gesagt wird, und hier die Elle, mit der ich die Spötter nach der Länge und Breite messe." d. Kamps mit den Schweden. 1. Einfall der Schweden. Im Jahre 1674 stand der Kurfürst mit seiner Armee am Rhein, um den Holländern gegen die Franzosen beizustehen. Da wiegelten die Franzosen die Schweden auf, in sein Land einzufallen, und bald waren diese in Brandenburg, wo sie schrecklich hausten. Bauernaufgebot. Als der Kurfürst davon erfuhr, eilte er sofort in die Heimat. Die Bauern hatten sich unterdessen mit Hellebarden, Lanzen, Büchsen, Sensen und Heugabelu bewaffnet und waren gegen die Schweden ausgezogen. Ihre Fahnen trugen die Inschrift: X „wir Bauern von geringem Gut dienen unserm gnädigen Kurfürsten und fjerrrt mit unserm Blut." Sie vermochten jedoch nichts auszurichten. Während der Kurfürst mit seiner Armee am Rhein lag, erschien eines Tages bei ihm ein französischer Offizier und erbot sich, den französischen Feldherrn gegen eine Belohnung zu vergiften. Der Kurfürst hörte den Vorschlag mit Verachtung an, wandte dem Verräter den Rücken und schrieb an seinen Gegner: „Nehmen Sie sich in acht! Es gibt Leute in Ihrem Lager, die Ihnen nach dem Leben trachten." So edelmütig handelte er gegen seine Feinde.

7. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 58

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 58 -- 2. Schlacht bei Fehrbellin. 1675. In etwa drei Wochen hatte der Kurfürst den weiten Weg vom Main bis nach Magdeburg zurückgelegt. Damit keiner den Schweden seine Ankunft verriete, wurden alle Tore in Magdeburg geschlossen und Wachen ausgestellt. Dann ordnete der Kurfürst einen allgemeinen Buß- und Bettag an. In allen Kirchen mußte gepredigt werden über den Text Jer. 20, 11: Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held n. s. w. Im Dunkel der Nacht zog dann der Kurfürst aus Magdeburg ab. Bald griff er die Schweden an, und nach wenigen Tagen kam es zur Schlacht bei Fehrbellin. Den 6000 Reitern des Kurfürsten st«md die doppelte Zahl Schweden Der Große Kurfürst bei Fehrbellin. gegenüber. Oft sah man den Kurfürsten mitten im Kampsgewühle. Mancher Feind ward von seiner Hand zu Boden geschmettert. Nur wenige Stunden dauerte der wütende Kampf. Dann suchten die Schweden Schutz in der Stadt Fehrbellin. Man riet dem Kurfürsten, die Stadt beschießen zu lassen, um die Schfvedeu daraus zu vertreiben. Er aber sprach die schönen Worte: „Ich bin nicht ge^mmen, mein Land zu verderben, sondern zu retten." 3. Froben. (Sage.) Der Kurfürst ritt in dieser Schlacht einen Schimmel. Das hatten die Schweden entdeckt und richteten fortwährend ihre Geschosse auf ihn. Dicht um ihn herum pfiffen die Kugeln, so daß er in großer Lebensgefahr schwebte. Dies merkte sein Stallmeister Froben. „Herr Kursürst," ruft er, „Euer Schimmel ist scheu, gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Der Kurfürst, nichts ahnend, geht auf den Tausch ein. Wenige Minuten später sinkt der edle Froben vom Pferde. Eine Kugel hatte ihn getroffen. Er war ein Opfer seiner Trene geworden.

8. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 47

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 47 — Fensterbogen und war hier eingeschlafen. Plötzlich stürzte er zwei Stockwerk hoch hinunter, ohne auch uur den geringsten Schaden zu nehmen. Diese wunderbare Rettung brachte in ihm den Gedanken zur Reise, daß er zu etwas Großem geboren sei. Damals herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Stande der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Anch Wallenstein glaubte fest darau. Er ließ sich zu Padua in der Sterndeuterei unterrichten und schaute in tiefdunkler Nacht oft hinauf zu deu leuchtenden Gestirnen des Himmels, um seine Zukunft zu erfahren. Da nahte sich ihm einst der alte Seni, ein berühmter Sterndeuter. Geheimnisvoll flüsterte er ihm zu, er habe iu deu Sternen gelesen, daß Wallenstein zu hohen Ehren bestimmt sei. Seit der Zeit war Sein sein vertrautester Freund und Ehrgeiz seine heftigste, ja, fast einzige Leidenschaft. 2. Als Heerführer. Der Kaiser besaß in den ersten Kriegsjahren kein eigenes Heer. Alle seine Siege verdankte er dem Heere der katholischen Fürsten. Gern hätte er ein eigenes Heer gehabt, aber es fehlten ihm die Mittel. Da kam der reiche Wallenstein feinem Wunsche entgegen und erbot sich, auf eigene Kosten ein Heer für ihn auszurüsten. Nur zu gern willigte der Kaiser ein, und in kurzer Zeit hatte Wallenstein dnrch seine Werber 20 000 Mann zusammengebracht. Mit diesem Heere unterwarf er ganz Norddeutschland. Den Dänenkönig Christian verfolgte er bis an die Ostsee. Da er ihm aus Maugel ait Schissen nicht weiter folgen konnte, ließ er in seinem Grimme feurige Kugeln hinter ihm her ins Meer schießen. Bald darans belagerte er das evangelisch gesinnte Stralsund. Die Stadt wehrte sich tapfer. Der stolze Feldherr aber rief: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch herunter!" Aber hier scheiterte zum erstenmal sein Glück. Er mußte die Belagerung aufgeben und nach einem Verluste von 12 000 Mann abziehen. 3. Gallensteins Absetzung. Schon lange war Wallenstein wegen seines unerhörten Übermutes deu Fürsten verhaßt. Sein Heer verübte überall die größten Grausamkeiten. Wenn die Soldaten in ein Dorf kamen, durchsuchten sie jedes Haus, jeden Winkel. Die Türen wurden eingeschlagen, Kisten und Koffer erbrochen. Durch die schrecklichsten Folterqualen wurde den Bewohnern der letzte Heller abgepreßt. Auf dem Kurfürstentage zu Regensburg (1630) forderten daher die Fürsten mit Ungestüm die Entlassung Walleusteius. Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte in Wallensteins Absetzung. 4- Wie Wallenstein auf seinen Gütern lebte. Wallenstein zog sich aus seine Gitter in Böhmen zurück. An seinem Hofe herrschte kaiserliche Pracht. Er ließ sich von 60 Edelknaben, die alle in hellblauen Samt gekleidet waren, und von 20 Kammerherren bedienen. Eine Leibwache von 50 Mann, mit Helle-barden bewassnet, stand in seinem Schloßhose. 300 auserlesene Pserde fraßen in seinem Stalle aus marmornen Krippen. Er gab die glänzendsten Feste und sah Qern' wenn alle um ihn herum sich der ausgelassensten Fröhlichkeit überließen, Plünderung.

9. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 126

1907 - : Velhagen & Klasing
— 126 — Lilly. verschleudert. 36000 Familien wanderten aus, und die protestantischen Prediger verwies man des Landes. Die Kurpfalz erhielt Maximilian vou Bayern. b. Der dänische Krieg. 1. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig. Einer der Anführer im böhmischen Heere war Graf Ernst von Mansfeld mit feinen Söldnerscharen. Dieser setzte nun auf protestantischer Seite den Kampf fort. Ihm gesellte sich später Christian von Braunschweig zu, Fürstbischof von Halberstadt. Der junge Held focht für die Sache der vertriebenen Gemahlin Friedrichs von der Pfalz, deren Handschuh er an seinen Hut gesteckt hatte. Aber es fehlte beiden an Geld. Sie vermochten ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhalten und mußten überall vor Tillys Truppen weichen. Nach mehreren Siegen wandte sich Tilly nach Norddeutschland, um auch hier die protestantische Lehre zu vernichten. Da kam Christian Iv. von Dänemark den Protestanten zu Hilfe und fchloß mit ihnen ein Bündnis. Diesen drei Fürsten wünschte der Kaiser ein eigenes Heer entgegenzustellen, um nicht alles der Liga verdanken zu müssen. Es fehlte ihm aber an Geld dazu. Aus dieser Verlegenheit half ihm Wallenstein, ein Mann, dessen Name bald ganz Deutschland mit Schrecken erfüllte. 2. Wallcnstcin war ein böhmischer Edelmann und hieß eigentlich Waldstein. Schon im Knabenalter zeichnete er sich durch unbändige Wildheit aus. Als Page bei einem Markgrafen im Dienste, war er einmal in einer Fensternische im zweiten Stockwerke eingeschlafen. Plötzlich stürzte er hinunter, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Diese wunderbare Rettung weckte in ihm den Glauben, daß er zu etwas Großem geboren sei. Damals herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Staude der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Auch Wollenstem glaubte fest daran und ließ sich in Padua in der Sterndeut er ei unterrichten. Hier lebte der berühmte Sterndeuter Seni. Dieser prophezeite ihm, daß er zu hohen Ehren bestimmt sei; er habe es aus den Sternen gelesen. Von jetzt ab war Ehrgeiz seine heftigste, ja, fast einzige Leidenschaft. Er kehrte in fein Vaterland zurück und nahm beim kaiserlichen

10. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 125

1907 - : Velhagen & Klasing
— 125 — Heerwesens. Da starb Kaiser Matthias. Sein Nachfolger wurde Ferdinand Ii. Dieser war ein erzkatholischer Mann. Sein Grundsatz war: „Besser eine Wüste als ein Land voller Ketzer." Schon zu Lebzeiten Matthias' war er als künftiger König von Böhmen gekrönt (1617). Die protestantischen Böhmen weigerten sich aber, ihn als ihren König anzuerkennen. Grafthnrn rückte mit 16000 Mann vor Wien. Auch die österreichischen Stände wollten Ferdinand als Nachfolger Matthias' im Erzherzogtum uicht anerkennen. Sie unterhandelten mit Thnrn über den Anschluß an Böhmen und verlangten von Ferdinand die Zustimmung zu ihrem Eintritt in den Bund mit Böhmen. Es wurden deshalb 16 Edelleute zu ihm gesaudt, die mit ihm verhandeln sollten. Einer derselben soll ihn sogar an die Knöpfe seines Ramses gefaßt und drohend gefragt haben, ob er unterschreiben wolle. In diesem Augenblicke verkündete Trompetengeschmetter das Einrücken eines Reiterregiments in den Schloßhof, und die Abgesandten erschraken so sehr, daß sie sich schleunigst zurückzöge«. Bald darauf wurde Ferdinand Ii. zum Kaiser gewählt. Die protestantischen Böhmen aber wählten zwei Tage vor der Kaiserkrönung den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Jetzt entbrannte der Krieg. Ferdinand schloß ein Bündnis mit Maximilian von Bayern, der das Haupt der Liga war und sich alleinige Führung derselben vorbehielt. (Ihm versprach Ferdinand für seine Hilfe die Kurpfalz.) Sem berühmter Oberfeldherr war Tilly, ein mittelgroßer Mann mit borstigem Haar, langer Nase und spitzem Barte. Auf dem Kopfe trug er einen hochaufgestutzten Hut mit roter Feder, die ihm über den Rücken herabhing. Sein Wams und seine Beinkleider waren ans grünem Atlas. Gewöhnlich ritt er einen kleinen Grauschimmel. Schon im nächsten Jahre (1620) wurde Friedrich am Weißen Berge bei Prag geschlagen und flüchtete nach Holland. Er hatte untätig vom Walle aus dem Kampfe zugesehen. Das Volk nannte ihn scherzweise den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Ferdinand aber bemächtigte sich nun Böhmens, zerschnitt mit eigener Hand den Majestätsbrief und ließ 24 der vornehmsten böhmischen Protestanten mit dem Henkerbeile hinrichten. Ihre Güter wurden eingezogen und teils den Jesuiten gegeben, teils an „getreue Diener" Der Fenstersturz zu Prag,
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